DARF MAN CARMINA BURANA AUFFÜHREN?
Carmina Burana ist eines der bekanntesten Musikstücke des 20. Jahrhunderts. Die Uraufführung dieser „weltlichen Kantate” in Frankfurt 1937, die vom Publikum gefeiert wurde, sowie die politische Haltung von Carl Orff sind immer noch ziemlich umstritten.
Auch wenn Orff nicht in der NSDAP war, war er nie der Gegner, als der er sich darstellte. Er nutzte verschiedene Vorteile und Privilegien, die ihm das Regime bot, nachdem ihn der Erfolg von Carmina Burana zu einer Art Idol des kulturellen Establishments gemacht hatte.
Es geht hier nicht darum, die Kraft dieser Musik in Frage zu stellen oder die Schattenseiten der Biografie des Komponisten zu untersuchen, sondern vielmehr darum, unsere Zeit im Hinblick auf unsere Vergangenheit zu hinterfragen.
Um diese Überlegungen zu schärfen, haben wir uns entschieden, Ausschnitte aus der 1927 uraufgeführten Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny” einzufügen. Es ist das Werk zweier Zeitgenossen Orffs mit sehr unterschiedlichen Schicksalen: Bertolt Brecht und Kurt Weill.
Ich möchte mit einem Zitat des kanadischen Historikers Michael H. Kater schliessen:
„Das Rad dreht sich, und das Glück ist wie der Mond, mal zunehmend, mal abnehmend. Ist das Ausdruck der Hoffnung, dass die Vergänglichkeit auch für Barbarei und Tyrannei gilt?”
Auch wenn Orff nicht in der NSDAP war, war er nie der Gegner, als der er sich darstellte. Er nutzte verschiedene Vorteile und Privilegien, die ihm das Regime bot, nachdem ihn der Erfolg von Carmina Burana zu einer Art Idol des kulturellen Establishments gemacht hatte.
Es geht hier nicht darum, die Kraft dieser Musik in Frage zu stellen oder die Schattenseiten der Biografie des Komponisten zu untersuchen, sondern vielmehr darum, unsere Zeit im Hinblick auf unsere Vergangenheit zu hinterfragen.
Um diese Überlegungen zu schärfen, haben wir uns entschieden, Ausschnitte aus der 1927 uraufgeführten Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny” einzufügen. Es ist das Werk zweier Zeitgenossen Orffs mit sehr unterschiedlichen Schicksalen: Bertolt Brecht und Kurt Weill.
Ich möchte mit einem Zitat des kanadischen Historikers Michael H. Kater schliessen:
„Das Rad dreht sich, und das Glück ist wie der Mond, mal zunehmend, mal abnehmend. Ist das Ausdruck der Hoffnung, dass die Vergänglichkeit auch für Barbarei und Tyrannei gilt?”
FORTUNA
DIE SCHICKSALSGÖTTIN
Foto: E. Odermatt/Quelle: Hefttitelblatt der Carmina Burana Partitur von Schott Musik
AUFSTIEG UND FALL - Mahagonny & Carmina Burana
CARMINA BURANA
AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY
chor kultur und volk basel
Projektchor Möhlin (Röm.-Kath. Kirchenchor mit Gastsängern)
Allschwiler Kantorei
Theaterchor Winterthur
O Fortuna?
Weills Musik war im Dritten Reich verboten, Orff suchte und fand die Anerkennung der faschistischen Machthaber.
Denn wie man sich bettet, so liegt man…
Weills Musik war im Dritten Reich verboten, Orff suchte und fand die Anerkennung der faschistischen Machthaber.
Denn wie man sich bettet, so liegt man…
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Konzert Möhlin
Carl Orff Carmina Burana Ilse Weber "Alles wird gut" Liederzyklus für Kinderchor, zwei Klaviere und Schlagzeug 26.10. 2025, 17.00h röm.-kath. Kirche St. Leodegar , Hauptstr. 25 / 4313 Möhlin Svea Schildknecht, Sopran Julian Schmidlin, Countertenor Reto Hofstetter, Tenor/Bariton Ludovic Van Hellemont, Keyboard Tatiana Touliankina, Keyboard Dominik Dolega & Adrian Romaniuc, Schlagzeug Leitung. Matthias Heep Konzerte Winterthur, Wil und Basel Aufstieg und Fall - Mahagonny & Carmina Burana Carmina Burana (Carl Orff) - Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (Kurt Weill, Bertolt Brecht) Svea Schildknecht, Sopran Julian Schmidlin, Countertenor Reto Hofstetter, Tenor/Bariton Ludovic Van Hellemont, Keyboard Tatiana Touliankina, Keyboard Dominik Dolega & Adrian Romaniuc, Schlagzeug Technik: Jean-Marc Desbonnets Leitung: Jean-Christophe Groffe Matthias Heep Winterthur und Wil: 8.11.2025 Stadtkirche Winterthur , 20.00h 9.11. 2025 Tonhalle Wil, 17.00h Basel: 15.11. 2025 Voltahalle, 20.00h, Türöffnung eine Stunde vorher 16.11.2025, Voltahalle, 17.00h, Türöffnung eine Stunde vorher Abendkasse: 35.- In Ausbildung oder bis 18 Jahre 10.- Basel Voltahalle: Kulturlegi, 20.- |
Ganz herzlichen Dank gilt unseren Sponsoren. Nur durch ihre Unterstützung können wir dieses Projekt realisieren.
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Die Carmina Burana wurden am 8. Juni 1937 in Frankfurt uraufgeführt und haben in weniger als einem Jahrhundert ein breites und internationales Publikum gefunden. Es ist heute eine der meistgespielten Kompositionen der Welt. Der Kontext der Entstehung dieses bedeutenden Werkes (mitten im Dritten Reich) und die Haltung des Komponisten Carl Orff gegenüber den Nazis in den 1930er und 1940er Jahren sind jedoch selten ein Thema, das mit den aktuellen Aufführungen der Carmina Burana in Verbindung gebracht wird. In einer Zeit, in der Statuen von umstrittenen Persönlichkeiten der Geschichte entfernt werden, möchten wir uns mit der viel diskutierten Figur Carl Orffs und der Frage befassen: Was geschieht mit Werken, die von totalitären Regimen gefeiert wurden?
Der Chor Kultur und Volk bleibt seinem politischen Engagement treu, sich in seiner künstlerischen Arbeit mit gesellschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen. In einer persönlichen Dramaturgie lädt er das Publikum ein, sich mit den Fragen zu beschäftigen: Darf man die Carmina Burana singen? Kann das Werk vom Komponisten getrennt werden? Mit diesen Fragen soll auch eine Brücke zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen gebaut werden.
KULTUR IST MIT VORSICHT ZU GENIESSEN. T.W. Adorno
Die Kantate «Carmina Burana» (Lieder aus Benediktbeuern) wurde von Carl Orff Mitte der 1930er Jahren auf Texte aus der gleichnamigen mittelalterlichen Liederhandschrift komponiert. Diese Sammlung enthält fast ausschliesslich sog. Vagantendichtung, d.h. Texte von Autoren, die auf der Suche nach Gönnern von Ort zu Ort, von Burg zu Kloster zogen. Die vorwiegend lateinischen Texte reden von den einfachen wie deftigen Freuden und Leiden des Lebens, enthalten aber auch scharfe Satiren auf Adel und Klerus. Diesen letzteren Aspekt blendet Orff übrigens in der Textauswahl zu seiner Kantate aus.
Den Rahmen von Orffs Komposition bildet hingegen der monumentale Chor «O Fortuna», ein Aufschrei des geknechteten Individuums gegen das als blind herrschende Naturgewalt empfundene Schicksal, das unbarmherzig und ohne Unterschied über das Wohl und Wehe aller Menschen entscheidet – sei es König oder Bettler, Papst oder einfacher Mönch.
1937 wurden die «Carmina Burana» als szenische Kantate an der Frankfurter Oper uraufgeführt. Bereits damals war das Schicksal vieler Menschen im faschistisch regierten Deutschen Reich unbarmherzige Verfolgung und - in glücklicheren Fällen - das Exil. Dies war allerdings mitnichten das Resultat einer namenlosen schicksalhaften Entwicklung, sondern entsprangen konkreten Taten von Individuen - und nicht nur Taten von Menschen in Machtpositionen: Viel zu sehr profitierten im gesamten deutschen Machtbereich auch die sog. kleinen Leute materiell von der Enteignung und Vertreibung der diskriminierten gesellschaftlichen Gruppen.
Eine ebenso tragische wie groteske Parabel auf diese gesellschaftliche Tendenz schufen Bert Brecht und Kurt Weill mit ihrer bereits 1930 uraufgeführten Oper «Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny»: Raison d’être dieser imaginären Metropole des unbegrenzten Vergnügens: Jedermann suche für sich den grösstmöglichen Gewinn und Genuss. Auf die Solidarität der Mitmenschen darf man dabei nicht zählen. «Wie man sich bettet, so liegt man, es deckt einem doch keiner zu!». Im Gegenteil: Mitgefühl führt zum eigenen Untergang.
Vier charakteristische Ausschnitte aus dieser Oper unterbrechen unsere Aufführung der «Carmina Burana» und werfen ein überraschend neues Licht auf Orffs Klassiker der Chormusik.
In einem begleitenden Nebenprogramm zum Konzert beleuchten wir die Zeit der Uraufführung anhand der Schicksale von Joseph Schmidt und Walter Benjamin. Ihre Fluchtgeschichten sind auch heute noch hochaktuell.
Ein weiterer Kurzfilm (One Billion Rising) zeigt Wege auf, wie durch Solidarität und gewaltfreie Kunstaktionen unterdrückte und diskriminierte Menschen ihrem vermeintlich unabänderlichen Schicksal entkommen können – eine klare Gegenposition zum Geschichtsbild der Faschisten.
Den Rahmen von Orffs Komposition bildet hingegen der monumentale Chor «O Fortuna», ein Aufschrei des geknechteten Individuums gegen das als blind herrschende Naturgewalt empfundene Schicksal, das unbarmherzig und ohne Unterschied über das Wohl und Wehe aller Menschen entscheidet – sei es König oder Bettler, Papst oder einfacher Mönch.
1937 wurden die «Carmina Burana» als szenische Kantate an der Frankfurter Oper uraufgeführt. Bereits damals war das Schicksal vieler Menschen im faschistisch regierten Deutschen Reich unbarmherzige Verfolgung und - in glücklicheren Fällen - das Exil. Dies war allerdings mitnichten das Resultat einer namenlosen schicksalhaften Entwicklung, sondern entsprangen konkreten Taten von Individuen - und nicht nur Taten von Menschen in Machtpositionen: Viel zu sehr profitierten im gesamten deutschen Machtbereich auch die sog. kleinen Leute materiell von der Enteignung und Vertreibung der diskriminierten gesellschaftlichen Gruppen.
Eine ebenso tragische wie groteske Parabel auf diese gesellschaftliche Tendenz schufen Bert Brecht und Kurt Weill mit ihrer bereits 1930 uraufgeführten Oper «Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny»: Raison d’être dieser imaginären Metropole des unbegrenzten Vergnügens: Jedermann suche für sich den grösstmöglichen Gewinn und Genuss. Auf die Solidarität der Mitmenschen darf man dabei nicht zählen. «Wie man sich bettet, so liegt man, es deckt einem doch keiner zu!». Im Gegenteil: Mitgefühl führt zum eigenen Untergang.
Vier charakteristische Ausschnitte aus dieser Oper unterbrechen unsere Aufführung der «Carmina Burana» und werfen ein überraschend neues Licht auf Orffs Klassiker der Chormusik.
In einem begleitenden Nebenprogramm zum Konzert beleuchten wir die Zeit der Uraufführung anhand der Schicksale von Joseph Schmidt und Walter Benjamin. Ihre Fluchtgeschichten sind auch heute noch hochaktuell.
Ein weiterer Kurzfilm (One Billion Rising) zeigt Wege auf, wie durch Solidarität und gewaltfreie Kunstaktionen unterdrückte und diskriminierte Menschen ihrem vermeintlich unabänderlichen Schicksal entkommen können – eine klare Gegenposition zum Geschichtsbild der Faschisten.
BENJAMIN FLUCHT
Zitat: Ich habe Angst, dass das Morgen so kommt, wie das Gestern. W.B.
FRAUEN GEGEN DEN FASCHISMUS- One Billion Rising
Ein weiterer Kurzfilm (One Billion Rising) zeigt Wege auf, wie durch Solidarität und gewaltfreie Kunstaktionen unterdrückte und diskriminierte Menschen ihrem vermeintlich unabänderlichen Schicksal entkommen können – eine klare Gegenposition zum Geschichtsbild der Faschisten.